Plädoyer für die Direkteinspritzung

In diesem Manuskript wird der Weg des Tons von seinem Ursprung bis zu seinem Bestimmungsort verfolgt und Wege aufgezeigt, diesen Weg möglichst verlustfrei zu gestalten. Dabei wird sich herausstellen, daß die Technik inzwischen so weit fortgeschritten ist, daß auch Ansätze, die von vielen noch als "unkonventionell" bezeichnet werden dürften, eine nähere Betrachtung verdienen.


Einleitung

Heutzutage wird häufig ein großer Aufwand getrieben, um musikalische Darbietungen dem Auditorium in guter Qualität zu Gehör zu bringen - wobei heutzutage wohl den Zeitraum der letzten 30 Jahre mit einschließt. Ein erheblicher Anteil dieses Aufwands besteht in der Aufgabe, das Signal vom Ort seiner Entstehung bis zum Ort seiner Wahrnehmung zu transportieren.

Der moderne Musiker, namentlich der Gitarrist, greift häufig auf elektrisches Gerät aller Art zurück, um den vom Instrument erzeugten Klang zu verfremden und ihm erst den für diese Art der Musik charakteristischen Klang zu geben - vor allem wenn es um sogenannte "un-unplugged"-Aufführungen geht. Die Rede ist natürlich vom Gitarrenverstärker. Somit ist der Ort der Entstehung des Signals zweifach zu betrachten: auf der einen Seite darf sicherlich die Gitarrensaite als Ort der Entstehung des Gitarrentons angesehen werden, auf der anderen Seite entsteht aber erst mit Hilfe des Gitarrenverstärkers der typische Ton, so daß man auch den Lautsprecher dieses Verstärkers als Ort der Entstehung ansehen muß.

Zwar sind die Ohren des einzelnen Zuhörers zumeist gleichzeitig mit gleichbleibendem Abstand voneinander an einem definierbaren Ort, so daß man diesen Ort der Wahrnehmung als singulären Punkt betrachten darf. Allerdings existieren im Idealfall mehrere dieser Zuhörer, und somit haben wir es mit sehr vielen Orten der Wahrnehmung zu tun, die sich mehr oder weniger gleichmäßig über den gesamten Saal verteilen. Es gibt zumeist einen "repräsentativen Zuhörer", den sogenannten "Mann am Mixer". Weiterhin ist ein ganz besonderer Zuhörer zu berücksichtigen, nämlich der Musiker selbst.

(Exkurs: Der gute Professor ist als ein Mensch, der sich der Wissenschaft verschrieben hat, nicht an den marginalen Unterschieden der Geschlechter interessiert, und so mag es man ihm nachsehen, daß er eine partiarchalisch geprägte Sprache verwendet - er sagt "Mann am Mixer", meint aber natürlich "Frau oder Mann am Mixer oder an der Mixerin". Wir wollen nicht in den Verdacht geraten, frauenfeindlich zu sein, und bitten die geneigte Leserin, männlich dominierte Formulierungen im Kopf durch geeignete geschlechtsneutrale oder je nach Belieben auch weiblich dominierte Formulierungen zu ersetzen. Ende des Exkurses.)

Wir haben es hier also mit verschiedenen Personen zu tun: Der Musiker, der Mischermensch, und "der Zuhörer". Da jeder von ihnen an einem anderen Platz steht, hört jeder auch was anderes - trotzdem sind alle gleichermaßen am Gelingen oder Scheitern eines Konzerts beteiligt. Wir werden uns daher in diese Personen versetzen, um zu untersuchen, was die betreffende Person jeweils hört.


Bisher war von sogenannten Live-Anwendungen die Rede. Nun, im Studio hat man sicher mehr Möglichkeiten und mehr Zeit, beliebige Verfahren anzuwenden, um den besten Ton auf's wie auch immer beschaffene magnetische Material zu bannen. Es mag Leser (und Leserinnen - zum letzten Mal mit separater Anrede, ab jetzt dann wie oben im Exkurs besprochen) geben, die beliebig viel Zeit im Studio haben, die beliebig viel Geld für Equipment und Studio-Stunden ausgeben können. Diese Personengruppe wird dem vorliegenden Manuskript nur wenig abgewinnen können. Alle anderen mögen die folgenden Betrachtungen sinngemäß auf Studio-Anwendungen übertragen, äh, extrapolieren.

Betrachten wir zunächst ein konventionelles Setup mit Gitarrenverstärker/Box bzw. Koffer-Amp und Mikrofon. Dabei müssen wir vorab noch einige Dinge erwähnen, die zwar für die Klangerzeugung wichtig, aber nicht Gegenstand dieses Manuskripts sind.


Da steht der Gitarrist, hat sein Mahagonibrett umgeschnallt, ein Kabel eingestöpselt, das Signal wandert durch das Kabel, diverse Effektgeräte in den Amp, wird dort auf mannigfaltige Weise verbogen und aus dem Gitarrenlautsprecher ertönt schließlich ein Geräusch von der Sorte, die die jungen Leute heutzutage mögen.

(Exkurs Tonerzeugung: Wir sind uns bewußt, daß die Tonerzeugung nicht erst im Gitarrenverstärker beginnt. Wenn die Saite angeschlagen wird, kommt es zunächst einmal darauf an, welche Art von Resonanz sie erfährt. Das alles hat sehr viel mit den verwendeten Hölzern und Fertigungsmethoden zu tun und genausoviel mit den Fingern des Gitarristen und ist zunächst ein rein akustisches Phänomen. Wobei Mahagoni hier je nach Vorliebe natürlich auch durch Esche, Erle, Ahorn, Pappel, Linde und dergleichen mehr ersetzt werden kann.

Man mache sich die Bedeutung des akustischen Aspekts für die Charakteristik des Klangs auch einer elektrischen Gitarre bitte bewußt. Erst danach wird durch die Tonabnehmer und die elektrische Schaltung ein elektrisches Phänomen.

Der Verlauf des am Ausgang der Gitarre liegenden Signals bis zum Eingang des Gitarrenverstärkers soll hier nicht weiter betrachtet werden. Wir sind uns aber bewußt, daß auch das verwendete Kabel sowie natürlich die im Signalweg eingeschleiften Effekte sehr wohl einen Einfluß auf das Signal haben, welches schließlich den Gitarrenverstärker erreicht. Diese Aspekte sind aber nicht Bestandteil der aktuellen Betrachtung. Ende Exkurs Tonerzeugung.)


SM57 oder "Was hört das Mikrofon?"

Das handelsübliche Mikrofon wird in geeigneter Art und Weise auf den Gitarrenlautsprecher gerichtet (was nun genau die geeignete Art und Weise ist, führt gelegentlich zu handfesten Streits zwischen den verschiedenen für das Gelingen eines gelungenen Konzerts verantwortlichen Personen und soll hier nicht weiter erörtert werden).

Das Mikrofon hört natürlich den in der Nähe befindlichen Lautsprecher besonders gut. Darüber hinaus hört es bei Systmen mit mehreren Lautsprechern auch noch die benachbarten Chassis. Zwar etwas leiser, aber immerhin mit einer minimalen Laufzeitverzögerung bedingt durch die Zeit, die der Schall zum Zurücklegen der etwas größeren Distanz benötigt. Unter anderem dies ist der Grund, weshalb Boxen mit mehreren Chassis sich etwas 'voller' anhören, es findet eine Signalvervielfachung statt. Wer nun glaubt, mit dieser Methode gleich ein Slapback-Delay realisieren zu können, irrt - so groß sind die Laufzeitunterschiede nicht. Aber immerhin ist hier bereits eine potenzielle Quelle für "Mulm".

Nun findet aber diese Mikrofon-Lautsprecher-Paarung nicht in einem schalldicht isolierten Raum statt, sondern auf offener Bühne. Das Mikrofon hört also noch ein paar andere Geräusche aus der Umgebung. In allererster Linie - die Snare. Dazu kommt jede Menge weiterer Direktschall vom Schlagzeug, aus anderen Instrumenten-Amps, Trittschall und so weiter. Die dazugehörigen indirekten Anteile bedingt durch Relexionen nicht zu vergessen, kann je nach Raumdämpfung in der Größenordnung von 20% liegen. Und dann noch reichlich Sekundär-Schall aus der Front-PA und aus den Monitoren.

Das alles bietet nahezu ideale Voraussetzungen für die Entstehung von Sound-Matsch. Bei Verwendung einer Speaker-Simulation, der Direktabnahme also, sind diese Nachteile natürlich nicht gegeben, doch dazu später mehr.


Was hört der Musiker?

Vieles von dem, was oben zum Mikrofon gesagt wurde, gilt im übertragenen Sinne auch für den Musiker. Er hört seinen Amp ein bißchen leiser im Vergleich zum Mikrofon (es sei denn, er klebt die ganze Zeit mit seinen Ohren an der Frontbespannung der Box), und er hört die Monitorboxen etwas lauter. Da er seinen Standort gelegentlich wechselt (eine Unart, der die meisten Gitarristen ab und zu frönen), verschieben die Verhältnisse sich auch schonmal, aber auch der Musiker selbst hört ein Gemisch aus Amp-Signal, indirektem Schall und PA-Signal.

Man darf dies bitte nicht mit einer typischen Proberaum- oder "Ich-kauf-mir-heute-einen-Amp"-Szenerie verwechseln. Dort hört man nämlich nur den Amp, und nicht etwa ein Gemisch aus Amp-Sound und PA-Ton. Es sind übrigens diese typischen "der alte Mann und der Amp" Situationen, in denen ein "richtiger" Gitarrenverstärker mit "richtiger" Box dazu neigt, besser beurteilt zu werden als z.B. ein POD über ein lineares System. Hier hat der "echte" Amp klare Vorteile, er klingt direkter, druckvoller. Der geneigte Leser mache sich aber bitte klar, daß diese Situation auf der Bühne aus den genannten Gründen nicht reproduzierbar ist.


Was hört der Mischer?

Wie der Name schon sagt: Ein Gemisch! Bevor wir tiefer in diese Betrachtung einsteigen, rekapitulieren wir einmal eine typische Soundcheck-Situation.

Der Gitarrist hat sich sein Arbeitsgerät umgehängt und überlegt gerade, ob er jetzt den Gitarristen der anderen Band beeindrucken will oder stattdessen lieber dessen nette Freundin und was man denn zu diesem Zwecke spielen sollte. Der Mischer verteilt seine Finger strategisch über sein Pult und blickt den Gitarristen erwartungsvoll an.

Gitarrist: - Spielt ein paar Töne.
Mischer: "Mach mal Deinen Amp ein bißchen leiser."

Gitarrist: - Wendet sich seinem Amp zu und tut so, als ob er dran drehen würde. Dann spielt er wieder ein paar Töne.
Mischer: "Noch leiser, bitte."

Gitarrist: - Wendet sich erneut seinem Amp zu und dreht den Master Volume etwas runter. Spielt wieder, wobei er inzwischen nicht mehr an den anderen Gitarristen denkt oder an dessen Freundin, sondern nur noch daran, den Amp nachher möglichst unauffällig wieder lauter zu stellen.
Mischer: "Noch ein kleines bißchen leiser!"

Gitarrist: - Dreht den Master noch ein ganz kleines Stückchen zurück, wobei er darum bemüht ist, nicht zu weit zu drehen.

(Anmerkung: Das ist auch nicht so leicht. Die üblichen Potis sind für diesen Zweck relativ schwergängig, und man hat leicht eine hundertstel Bogensekunde zu weit zurück gedreht. Die Industrie sollte sich dieses Problems endlich annehmen und Mastervolume-Potis mit Untersetzungsgetriebe im Drehknopf einbauen.)

Mischer: "Spiel mal was." Denkt dabei: "Mach ich ihn halt am Pult was leiser". Stellt einen passablen Grund-Sound ein. "Nimm mal den Hall ein bißchen raus!"

Gitarrist: - Nimmt den Hall ein bißchen raus, merkt sich aber, wo der vorher stand.


Und so weiter. Während die nette Freundin des anderen Gitarristen sich auf die Suche nach einem Kaffee (oder der Toilette, je nach Tagszeit) begibt, kommt schließlich ein ganz ordentlicher Ton zustande. Wobei ganz ordentlich natürlich relativ ist, denn je nach Bühnengröße kommt es hier tatsächlich schon zu nennenswerten Laufzeitunterschieden zwischen den verschiedenen Schallquellen. Matsch-Potenzial also mal wieder.

Der Mischer hört nun eine Mixtur aus Amp-Sound und Front-PA-Sound, und diese Mischung klingt an genau seinem Standort auch ganz gut. Da Mischer-Leute im Verlauf des Abends im Gegensatz zu Gitarristen eher selten ihren Standort wechseln, bleibt das auch so. Wenn man mal von der durch Anwesenheit von Publikum geänderten Akustik absieht, aber das ist bei Direkteinspritzung genauso und soll daher nicht weiter ausgeführt werden.

Wir gehen dabei praxisgerecht von einem "ganz normalen" Mischermenschen aus, der sein Handwerk versteht, also kein Dilletant ist - aber auch nicht im Verdacht steht, ein absolutes Ton-Genie zu sein. Nachdem auch die anderen Musiker ihren Soundcheck abgeschlossen haben und auch die Monitor eingestellt sind, ist dieses Kapitel beendet.


Und das Ohr des Volkes?

Das Volk steht nun aber kreuz und quer im ganzen Raum verteilt (der Professor sucht sich gern sein Plätzchen in der Nähe des Mischpults, nicht um den Mischermenschen vollzulabern, sondern weil die ganzen Lämpchen immer so schön blinken und außerdem der Ton dort dazu neigt, in die Nähe dessen zu kommen, was gewollt ist). An jedem Platz klingt es anders. Weil die Anteile zwischen direktem Amp-Sound und abgemiketem PA-Sound sich permanent verschieben.

Und dann passiert plötzlich etwas Seltsames: Der Gitarrist, der vorher beim Soundcheck schön vor seinem Amp stand, weil er ja ständig am Master-Volume drehen mußte, beginnt unvermittelt, sich zu bewegen, wechselt seine Position auf der Bühne, und - bratz - der volle Amp-Sound, nunmehr ungedämpft, bahnt sich seinen Weg ins Publikum. Der Mann am Mischer hat gerade ein anregendes Gespräch mit der netten Freundin des Gitarristen der anderen Band angefangen und braucht einige Zeit, um rauszufinden, was ihn stört. Irgendwann merkt er es und nimmt die Gitarre ein bißchen zurück. Am Mixer, versteht sich, an den Amp kommt er ja nicht ran. Dadurch ist die Gitarre jetzt vorne im Saal viel zu laut und hinten im Saal viel zu leise. Denn wie wir alle wissen, ein Gitarrenamp ist nicht für die Überbrückung langer Distanzen gebaut.

Nun wendet der Gitarrist sich seiner Fußboden-Menagerie zu, um zum Solo zu schreiten. Dadurch steht er wieder vor seinem Amp und damit im Schall. Der Mischermensch ist gerade von dem Gitarristen der anderen Band in einen völlig überflüssigen Streit verwickelt worden und hört so auch nicht, wie der Gitarrist oben auf der Bühne sich zweimal verspielt. Später wird man ihm sagen, er sei beim ersten Solo so gut wie nicht zu hören gewesen.

Geschichten, wie nur Prof. Tubinger sie sich ausdenken kann? Weit gefehlt! So ist das Leben. Der Professor hat sogar schon Bands gesehen, die zur Umgehung all dieser Probleme mit dem Preamp Out des Kofferamps direkt ins Pult gegangen sind - leider mit der Folge eines näselnden, dünnen Sounds.


Speaker-Simulation

Schon seit längerem gibt es sogenannte Speaker-Simulationen; zumeist handelt es sich dabei um frequenzgangkorrigierte und auf Line-Pegel gebrachte Signale. Ein Lautsprecher ist ein komplexes System, so komplex, daß z.B. die Firma Celestion behauptet, daß man nie einen Gitarrenlautsprecher wird simulieren können.

Aber wenn Dr. Marlboro behauptet, daß die Zigarrette nicht gesundheitsschädlich ist, oder der rumänische Wirtschaftsminister, daß von rumänischen Bergwerken keine Gefahr für die Donau und andere Flüsse ausgeht, dann ist man schon geneigt, eine gewisse Parteilichkeit zu unterstellen. Insofern darf man auch dieses Statement von Celestion (erschien als Zitat im LINE6 Lup Forum) relativieren. Diese Zivilisation hat es vor mehr als 30 Jahren geschafft, der Schwerkraft ihres Heimatplaneten zu entfliehen, und gemessen an der Komplexität allein dieser Aufgabe erscheint die Simulation eines Gitarrenlautsprechers eher trivial. Es kann also nicht um die Frage gehen, ob derlei heutzutage möglich ist, sondern nur um die Frage nach der Qualität dieser Umsetzung.

Ein Gitarrenlautsprecher hat einen charakteristischen Frequenzgang, der deutlich von dem z.B. einer HiFi-Box abweicht. Einfache Speaker-Simulationen bilden diesen Frequenzgang mit Hilfe geeigneter Filter nach. Und das ist bereits als passive Schaltung (also ohne Stromversorgung) möglich. Der Klang solcher Systeme ist schon beachtlich und definitiv dem oben erwähnten Szenario "Preamp Out des Kofferamps direkt ins Pult" vorzuziehen. Da eine solche Schaltung alle aufgeführten Nachteile der Mikrofon-Abnahme eliminiert, wird sie häufig bereits so gut klingen, daß sie im direkten Vergleich locker gewinnt und daher bevorzugt wird.

Wichtig dafür ist allerdings, daß ein solcher Vergleichstest tatsächlich auch in einer Halle, mit PA, durchgeführt wird und nicht in der bereits angeführten Proberaum-Situation.

Ein Gitarrenlautsprecher hat aber ein paar mehr charakteristische Eigenschaften als "nur" seinen Frequenzgang. Beispielsweise federn auch hart aufgehängte Chassis ein bißchen nach und so beeinflußt ein einzelner, tiefer, lauter Impuls die darauffolgenden Töne. Und die Zweierbeziehung "Mikrofon-Box" bringt weitere Aspekte mit ein (Stichwort Mikrofon-Plazierung).

Hier ist der Ansatzpunkt für modernere Speaker-Simulationen wie z.B. die A.I.R.-Schaltung von LINE6. Man kann das komplexe Gebilde "Gitarrenlautsprecher" sicher auch mit analoger Technik noch besser simulieren, als das derzeit der Fall ist. Die Digitaltechnik hat demgegenüber aber den Vorteil, daß "alles nur" Software ist und daher leichter zu implementieren. Zumal wenn das Signal wie z.B. im POD sich bereits in der digitalen Domäne aufhält und dann "nur" noch nachbearbeitet werden muß.

Das ist übrigens auch der Grund, weshalb die A.I.R.-Schaltung bei den LINE6-Geräten nicht für die unterschiedlichen Ausgänge getrennt aktivierbar ist: Dazu müßte es zwei verschiedene Wege raus aus der digitalen Domäne geben und somit zusätzliche A/D-Wandler. Aus dem gleichen Grund hat der POD keinen Einschleifweg: Auch hier wären zusätzliche Analog/Digital-Wandler erforderlich. Die Wandler des POD sind zwar bei weitem nicht allererste Sahne (obwohl sie DIN 45500 locker erreichen würden), aber Wandler gehören generell zu den etwas teureren Bauteilen und werden daher von allen Herstellern eher zurückhaltend eingesetzt.


Fazit

Der POD mag einem Verstärker aus "Fleisch und Blut" unterlegen sein, wenn es um Test-Szenarien im stillen Kämmerlein geht. Draußen auf der Bühne, bei all den Nachteilen, die der Mix aus Direktschall und Mikrofon/PA-Schall mit sich bringt, kann er sich gelegentlich als überlegen erweisen.

Was nutzt ein Super-Amp, der 100% gut klingt, wenn von diesen 100% Qualität nachher nur 40% Qualität beim Publikum ankommen? Wenn man dann andererseits dem POD zugestehen will, daß er auch nur 70% der Klangqualität eines "echten" Verstärkers erreicht, aber diese 70% tatsächlich auch voll das Publikum erreichen - dann meint der Professor, 70% ist mehr als 40%.

Dabei soll hier keinesfalls nur vom POD oder von LINE6 die Rede sein. LINE6 hat zwar eine Vorreiter-Rolle angenommen, aber andere werden folgen. Und die Überlegenheit der Technik der Direkteinspritzung wird nicht mehr nur mit einem Hersteller verbunden sein.


Tubinger



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